Ich habe ja bereits in einem der letzten Artikel beschrieben, was minimal nötig ist, um eine FreeBSD-System zu sichern.
Vor ein paar Tage habe ich mir gedacht, warum das Backup nur dazu verwenden um eine Sicherung wieder herzustellen? Warum das Backup nicht dafür verwenden, eine neue Maschine aufzusetzen?
Das ist grundsätzlich eine gute Idee, da man damit eine funktionierende Maschine hat und die Einrichtung nicht von ganz vorne machen muss. Folgende Dateien sollte man aber auf alle Fälle entweder weg lassen oder manuell anpassen (wie immer gilt das Motto: „Denn Sie wissen, was Sie tun!“):
- /boot/loader.conf (eigentlich kann man diese Datei übernehmen, aber wenn besondere Kernel-Treiber eingerichtet wurden, dann immer manuell anpassen)
- /etc/passwd (Einrichtung der Benutzer, wenn diese sich unterscheiden, dann nicht ändern!)
- /etc/fstab (Wenn die Maschine mit anderen Festplatten ausgestattet ist und wenn man anderen NFS-Mount-Points haben will, dann auch manuell anpassen)
- /etc/rc.conf (Wenn in dieser Datei Netzwerk, Firewall oder eigene Dienste eingerichtet wurden, dann immer manuell anpassen!)
Ich habe mir gedacht, da ich das System neu aufsetze und eigentlich alles soweit passt, dann spiele ich das Backup einfach unter / ein. Natürlich habe ich die oben genannten Punkte berücksichtigt und die Dateien /boot/loader.conf, /etc/fstab und /etc/rc.conf noch manuell an das neue System angepasst.
Dann habe ich die Pakete nach einander eingespielt. Dabei wurde eine voll-funktionstüchtige Workstation aufgebaut, dachte ich. Im Grunde lief alles gut. Nachdem ich den Grafikkarten-Treiber, xorg-minimal, sddm und plasma5 installiert hatte, kam nach dem Restart auch der Anmelde-Bildschirm. Das Password des bei der Installation eingerichteten Benutzer eingegeben, sah ich auch gleich den Desktop. alles schien prima zu funktionieren.
Aber nach und nach kamen Probleme auf. Das Erste, was mir auffiel, ich konnte zwar mit der Maus das System bedienen, aber auf dem Terminal ging die Tastatur nicht. Die Einstellungen waren korrekt, die Sprache wurde noch einmal in der Datei /etc/login.conf eingestellt und auch in der rc.conf war das Keyboard auf de.kbd gestellt… Moment mal das musste doch anders heißen? Der Eintrage wurde von de.kbd auf de geändert, aber man konnte immer noch nichts auf dem Terminal eingeben.
Ich testete das Mounten von USB-Sticks und auch dieses ging nicht mehr, obwohl die Konfiguration von einer Maschinen stammte, auf der dies ohne Probleme gelang. Es hieß immer, dass ich nicht berechtigt war. Die Daten unter /etc/devfs.rules stimmten und auch die Rechte für die Devices für die Operator-Gruppen waren korrekt. Seltsam…
Auch musste ich feststellen, dass es im Shutdown-Menu nicht mehr die Auswahlmöglichkeiten für Standby, Ruhezustand,Reboot und Shutdown gab. Man konnte nur noch den Bildschirm sperren oder sich Abmelden.
Ich meldete mich ab und wieder an und dann konnte man auf einmal das Terminal-Fenster ganz normal bedienen. Auch die deutsche Tastatur ging wieder. Nur die Buttons um Shutdown-Menu fehlten noch.
Also habe ich die Maschine einmal neu gestartet und schon war der Terminal schon wieder nicht nutzbar. Erst nach einer erneute Ab- und wieder Anmeldung ging dieser.
Also sah ich mir das Dateisystem an, aber ich konnte keine Fehler feststellen. Erst im Verzeichnis /usr/local/etc/rc.d kam mir etwas sehr merkwürdig vor. In diesem Verzeichnis werden die rc-Skripte zum Verwalten der einzelnen installierten Dienste eingetragen. Die System-Dienste liegen unter /etc/rc.d. Ich fand hier alle Dateien doppelt. Einen normalen Eintrag und dann mit der Endung „.pkgsave“. Auch unter /etc/rc.d gab es diese doppelten Einträge. Anscheinend wurde beim Installieren der Pakete diese Einträge gemacht. Unter
dmesg -a | less
sah ich dann auch, dass Dienste, wie z.B. dbus nicht gestartet wurde.
Da wurde mir klar, dass diese Einträge mit Schuld an dem fehlerhaften Verhalten sein mussten. Mit dem Befehl
find / -iname "*.pkgsave"
konnte ich alle Dateien mit der Endung finden und mit
find / -iname "*.pkgsave" -delete
löschen. Nach dem Reboot lief das System endlich, wie es sollte. Deutsche Tastatur, der Terminal war sofort zu bedienen und auch die fehlenden Buttons waren alle da. Auch der dbus-Dienst lief wieder einwandfrei.
Also hier nun mein Hinweis, wenn man das Minimal-Backup wieder auf das System einspielen möchte.
- FreeBSD-System installieren
- alle Pakete installieren
- Dann erst das Backup wieder einspielen
- Die oben genannte Dateien noch einmal überprüfen
- Das System rebooten.
So einfach geht das.